104 Pavillon
In Kollaboration mit dem Ernst Barlach Haus im Hamburger Jenischpark wurde ein Veranstaltungspavillon realisiert, der einen Sommer lang von Besucher*innen des Parks und des Museums genutzt werden kann und nachhaltige Strategien demonstriert. Die Gestaltung basiert auf studentischen Entwürfen aus einem von uns initiiernten Seminar an der Hafencity Universität Hamburg, bei dem mit Lehm, Stroh und Hanfkalk gearbeitet wurde. Neben dem Einsatz von leichten Lehmsteinen, wurde auf Schraubfundamenten gegründet, Details minimiert, Recylefähigkeit maximiert und möglichst viel altes Material wiederverwendet.
Bauweise
Der Pavillon ist auf Schraubfundamenten ge- gründet, die den Einfluss auf den Boden minimieren und diesen nicht versiegeln.
Bei dem Holztragwerk wurde völlig auf Kleber ver- zichtet und stattdessen ausschließlich verschraubt. Die Hölzer wurden so weit wie möglich mit 90° Schnitten gekürzt und in einem einzigen Querschnitt verbaut. Durch diese drei Strategien, lassen sich alle Teile restlos zurückbauen und optimal weiterverwen- den.
Neben dem Holztragwerk wurden einige Elemente vor der Entsorgung gerettet und hier wiederverwen- det: Die Dielen auf dem Boden stammen aus einer neulich sanierten Altbauwohnung auf St. Pauli und die Dachdeckung von einer alten Garage.
Lehm
Im Vordergrund des Entwurfes steht eine Wand aus Lehmsteinen, die sich in das Holztrag- werk einfügt. Diese sogenannten „Grünlinge“ vom Produzenten Claytec sind ungebrannt und nach- dem der Lehm in eine Holzform gepresst wurde, ausschließlich wenige Wochen getrocknet. Diese leichten Lehmsteine werden seit Jahrtausenden zur Ausfachung verwendet und weisen durch die Bei- mengung von Stroh eine negative CO2-Bilanz auf. Auf die gleiche Art und Weise lassen sich auch schwere Lehmsteine herstellen, mit denen seit kur- zer Zeit mehrstöckige Gebäude in Deutschland ge- baut werden dürfen.
Die Wasserlöslichkeit des Materials lässt sich leicht durch einen Dachüberstand oder eine Fassadenbe- kleidung verhindern.
Genau wie die Steine, besteht der Putz auf der In- nenseite des Pavillons aus Lehm mit der Zugabe von Naturpigmenten.
Durch seine Fähigkeit zu „Atmen“, also Feuchtigkeit auf- und abzugeben, hat der Lehm teilweise bessere Materialeigenschaften als herkömmliche Baustoffe wie Beton oder Zementputz. Durch die Atmung wird der Schimmelbefall in Innenräumen stark reduziert und ein gesünderes Raumklima hergestellt.
Aussicht
Die Baubranche ist in Deutschland für mehr als 30% des gesamten CO2-Ausstoßes verantwort- lich. Architektuschaffende, Auftraggeber bzw. Auftraggeberinnen und Interessierte kommen nicht mehr drumherum, zeitgenössische Normen zu überdenken. Natürliche Baustoffe, alternative Bau- techniken und kreislaufwirtschtliches Denken sol- len dabei keine Einschränkungen bzw. Rückschritte sein, sondern können viel mehr technische, nachhal- tige, sowie wirtschaftliche Vorteile bieten. Weniger lesen
Ort Jenischpark
Jahr 2022-2023
Status realisiert
Team
Stefan Brüggemann, Yannik Fehmerling, Naima Mora, Luis Neuber, Aaron Seiberlich
Megan Auer, Torben Brüning, Támi Fórgo, Finn Goulding, Johannes Harm, Johann Kindler, Nina Koschmann, Dorothea Littgen, Abde Azis Mahamaed, Alin Molavi, Nalie Schweizer, Philipp Spieß, Henning Schrader, Nalie Schweizer, Tabea Jahn, Maika Wagner, Louisa Weeren, Luis Zapfe, Josefine Ziebarth, Sascha Zorc