FRUGAL BAUEN






102 After Comfort

In der Nachkriegszeit wurde in Italien die Idee Le Corbusier´s aufgegriffen und eine Vielzahl an Dom Ino´s realisiert. Der revolutionäre Ansatz des Konzeptes versprach preiswertes und flexibles Bauen. Doch viele der Bauprojekte wurden letzendlich nie fertiggestellt und noch heute kann man in der Italienischen Landschaft vereinzelt Rohbauten der gescheiterten Dom Ino´s sehen.

Als einsame Betonruinen in der Landschaft werden diese nun mit der Zeit abgerissen. So auch das geplante Hotel Case Cornua auf dem Monte Fasca in Westligurien. 1967 teilweise gebaut, nie fertiggestellt und seitdem leerstehend, wurde bis heute mehrfach versucht die Case wieder abzureißen.

In wie fern lässt sich der Abriss verhindern und das Potential des Bestehenden ausreizen? Der vorgestellte Ansatz bringt mehrere Wohneinheiten in der Ruine unter.

Ausgangspunkt der Planung ist ein Hinterfragen des zeitgenössischen Komforts im Bauwesen. Überdenkt man die heutige Notwendigkeit von 22-26 Grad Innentemperatur in jedem Innenraum, lässt sich der Wohnungsgrundriss in Temperaturzonen einteilen. So wird der «Schlafraum» als der einzige voll gedämmte Raum geplant, bei dem zwischen die bestehenden Betondecken selbsttragendde Strohwände gezogen werden. Die Raumtemperatur lässt sich mit einem elektrischen Heizkörper und den Fenstern nach Bedarf anpassen. Neben einem Bett sind dort ein Arbeitsplatz und Stauraum kompakt untergebracht.

Der Rest der Fläche wird mit thermischen Vorhängen in Zonen eingeteilt und von der jeweiligen Nutzung erwärmt. Durch das Fehlen von statischen Innenwänden, lässt sich die Flexibilität des Wohnraums maximieren und die volle Nettogrundfläche ausgeschöpft werden. Den Bewohnenden ist also völlig selbst überlassen wie sie diesen gestalten und nutzen.
Um die Flexibilität auszureißen sind so gut wie alle Möbel mit Rollen ausgestattet um diese frei im Raum bewegen zu können.

Denkt man das Konzept konsequent durch, fällt auch eine thermische Außenhülle weg. Die statischen Aufgaben werden bereits vom Bestand übernommen, weshalb ein Sichtschutz aus thermischen Textil ausreicht.

Auf jedem Stockwerk wird ein kompakter Sanitärkern hinzugefügt. Über eine Leichtbauwand werden alle Leitungen geführt und die Installationen angebracht. Auf einen Wandabschluss wie bei dem Rest des Gebäudes verzichtet und ein Vorhang dient als Sichtschutz.
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Ort            Westligurien, Italien
Jahr          2022
Status      Entwurf
Team          Luis Neuber