Dimensionierung und Anwendung von vorgefertigten Stampflehmwänden

Autorin:      Naima Mora
Jahr:            2020   Bachelorthesis Bauhausuniversität Weimar

Um den Stampflehmbau im Hinblick auf die Bauprozesse in Ländern wie Deutschland effektiver zu gestalten, kamen in den letzten Jahren immer häufiger vorgefertigte Stampflehmelemente zum Einsatz. Sie ermöglichen ein witterungs- unabhängiges Erstellen der Stampflehmwände und tragen dadurch zu einer verkürzten Bauzeit des Gebäudes bei.Ziel der Arbeit ist es, für die Stampflehmfertigteile geeignete Abmessungen zu finden, die für Gebäude mit verschiedenen Anforderungen genutzt werden können. Die Elemente sollen sowohl einen effizienten Transport und eine umaufwendige Montage gewähren, als auch einen flexiblen und individuellen Entwurf ermöglichen.

Aus einem analytischen Teil, in dem die Anforderungen an und die Einflussfaktoren auf die Abmessungen von Stampflehmfertigteilen definiert wurden, ergaben sich drei Element-Typen, die sich zur größeren Flexibilität miteinander kombinieren lassen

Durch ein beispielhaftes Beladungsszenario wurde festgestellt, dass mit den festgelegten Abmessungen die Kapazitäten eines Sattelkraftfahrzeugs mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 40 t bestmöglich ausgenutzt werden.

An Hand eines architektonischen Entwurfs wurden die gewählten Abmessungen hinsichtlich ihrer Praktikabilität geprüft und beurteilt. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Kombination von einem langen und einem kurzen Element sowohl zu einer gewissen Flexibilität im Entwurf führt als auch die nötige Effizienz gewährleistet, um beispielsweise große zusammenhängende Wandflächen zu erstellen.Dadurch, dass die Tiefe der Elemente in die Wahl der Länge nicht einbezogen wurde, haben sich in den Wänden teilweise Restlücken gebildet, die auf Grund ihrer Maße nur noch mit Sonderteilen aufgefüllt werden konnten.

ENTWURF:

Der Entwurfsstandort liegt unweit von Weimar an einem Wanderweg in ländlicher Umgebung nahe des Dorfes Holzdorf. Von Holzdorf aus besteht eine Bahn- verbindung, die den Anschluss an die Stadt gewehrt.Die Landschaft um den Wanderweg ist geprägt von Nadelwäldern, Feldern und Streuobstwiesen. Angelehnt an die Streuobstwiesen und das Projekt „Obst- sortengarten Holzdorf“ ist das entworfene Gebäude ein Ausgangspunkt für das gemeinsame Gärtnern, Ernten, Zubereiten, Haltbar machen und Speisen. 

Das Hauptgebäude wurde um ein kleines, ungedämmtes Nebengebäude ergänzt, welches den Stampflehm nach außen hin zeigt. Das Material soll für Besucher und Wanderer sichtbar und erlebbar werden. Die Wände der Gebäude grenzen daher bis an die Kante des Wanderweges.

Das am Hang liegende Hauptgebäude ist nach seinen Funktionen gegliedert: Die erste Ebene befindet sich auf Höhe des Wanderweges. Sie dient als Ankunftspunkt. Die zweite Ebene befindet sich eine halbe Etage versetzt auf Höhe des angrenzenden Feldes. Sie ist der Hauptraum und dient dem Zubereiten und Speisen. Durch ein großes Fenster entsteht Kontakt zur Landschaft. Die dritte Ebene ist wiederum eine halbe Etage versetzt. Sie ist völlig vom Erdreich umschlossen und bietet so eine gute klimatische Bedingung für die Lagerung der Lebensmittel.Ein zentral gelegener „Kern“ aus Stampflehm verbindet alle Ebenen. Durch einen Ofen auf der Höhe der Hauptebene entsteht Wärme, die zum Heizen und Kochen genutzt werden kann.Entsprechend des massiven Lehmbaus wurde bewusst auf viele Öffnungen verzichtet. Um eine ausreichende Belichtung zu erhalten, liegt zwischen Lehmwand und Dach ein umlaufendes Band mit Fenstern.

Gedämmt wird das Gebäude mit 160 mm starken Korkplatten, die mit Schrauben in der Stampflehmwand verankert werden. Sie sind witterungsbeständig und können daher unverkleidet bleiben.